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Die Idylle, das Drama, die Schönheit, der Schrecken. Und die Welt. Bernd Friedrich über Stefanie Manhillen* 2001 sah ich dieses Bild , bei einer Gemeinschaftsausstellung, an der Stefanie Manhillen teilnahm: 1,50m x 1,80m groß, bunt und wild und voller diverser Schichten und Ebenen. Konkretes und Abstraktes leben auf diesem Bild neben- und miteinander. Dabei geben sich Farben und Formen keine Mühe zu harmonisieren. Ich habe es kaufen müssen, obwohl ich nicht unbedingt das Geld dafür hatte. Seitdem steht es bei mir zuhause. Und jeder Besucher beschäftigt sich damit. Jeder kommentiert. Alle befragen mich dazu und alle beschreiben, was sie fühlen. Das Gemälde hat sich als ein guter Spiegel erwiesen. Wer das Bild beschreibt, einordnet, kritisiert, der erzählt erstmal von sich selbst. Je nach Subjektive des Betrachters ist es „mir zu wild“, „düster“, „traurig“, „bunt und heftig“, „schön“ oder „aha, interessant“. Für mich persönlich ist darin eine Ruhe und Geborgenheit, die sich der Wildheit der Welt bewusst ist. Ein Innehalten im mal anregenden, mal abstoßenden, mal enervierenden, mal fröhlich stimmenden, mal faszinierenden und mal schockierenden Lauf der Welt. Ich weiß, dass Stefanie es mag, wenn ihre Gemälde mal laut, mal sperrig, mal kitschig, mal ein bisschen unangenehm wirken, bloß niemals nett und hübsch. Es gibt von ihr auch einige dreidimensionale Werke, ich finde aber, dass inhaltlich alles, was sie macht, dreidimensional ist. Themen sucht sie sich nicht, die kommen von selbst. Sie sagt:“Mit dem Bewussten bin ich schlechter als mit dem Unbewussten.“ Ich kenne ja nun seit einigen Jahren die Arbeiten von Stefanie Manhillen und verfolge aufmerksam ihre Entwicklung. Es zieht sich ganz klar ein Thema durch das gesamte Werk - oder, Stefanie? - das ist die Idylle, die immer wieder einen Bruch erfährt. Es ist immer etwas schlichtweg Schönes zu erkennen, aber bevor sich das Schöne einfach so durchsetzen darf, bekommt es eine zusätzliche Note, manchmal eine lustige Pointe, manchmal wird sie auch definitv gestört oder sogar zerstört. Stefanie scheint in der Entwicklung eines Bildes immer wieder wie ein Pendel in die Extreme auszuschlagen. Die Idylle von gestern erhält heute ein deutliches Gegengewicht und darf sich hier und da morgen wieder durchsetzen. Und übermorgen? Und was bekommen wir zu sehen, wenn das Bild fertig ist? Sowieso eine Frage für sich: Wann ist das Bild fertig? Wenn bei allen Pendelausschlägen die Mitte erreicht ist? Eine Ausgeglichenheit, die alles in sich vereint? Sieht deshalb auch in ‚meinem‘ Bild jeder Besucher seiner Subjektive entsprechend einen Ausschlag in Richtung Düsternis, Fröhlichkeit, Lebendigkeit, Trauer? Sie hat zu mir einmal gesagt: “Ich versuche, ganz konservativ, meinen eigenen Stil, meine Sprache zu finden.“ Ich finde, das ist eine sehr lebhafte und interessante, und für mich persönlich einfach schöne Sprache. Mal sehen, was sie in den nächsten Jahren so erzählen wird. P.S.: Ich habe mir derweil ein zweites Bild von ihr geleistet. Die beiden dürfen aber nicht zusammen in einen Raum. *Bernd Friedrich, Werbetexter in Berlin, kennt Stefanie Manhillen ungefähr seit 1997, ihre Kunst fast genauso lange. www.bernd-friedrich.com The idyll, the drama, the beauty and the horror. And the world. In 2001, I saw this painting at a group exhibition Stefanie Manhillen took part in: 1.5m by 1.8m in size, colourful and wild, and full of diverse layers. The concrete and the abstract, adjoining and sharing life on this painting. The colours and shapes are in harmony, easily. I just had to buy it, even though I didn’t really have the money. Since then it has been in my home and each and every visitor engages with it. All of them comment. All question me about it and describe what they feel. The painting has proven to be an excellent mirror. Those who describe, categorize or criticize the picture talk about themselves first. Depending on the viewer’s subjectivity it’s either “too wild for me”, “gloomy”, “sad”, “colourful and hefty”, “beautiful” or “aah, interesting”. Personally, I find peace and a sense of security, well aware of the wildness of the world. A pause in the sometimes exciting, sometimes repelling, sometimes enervating, sometimes delighting, sometimes fascinating, and sometimes shocking course of the world. I know that Stefanie likes her paintings to be loud, bulky, kitschy, slightly displeasing, but never neat or pretty. Some of her work is even three-dimensional; however, I find that the substance of everything she does is three-dimensional at the core. She never searches for themes, they come by themselves. She says: “If I were conscious, I’d be worse than unconscious.” Well, I’ve known Stefanie’s work for several years now and have been following carefully how she developed. There is a distinct theme stretching through the entire work, isn’t there, Stefanie? It’s the tranquillity that is interrupted repeatedly. There is always something simply beautiful to discover, but before its beauty is allowed to permeate through to the surface it is given an additional note, maybe a funny point, or sometimes it is interrupted deliberately or even destroyed. Like a pendulum, Stefanie seems to lash out repeatedly to the extremes while a picture evolves. Yesterday’s idyll may receive a clear counterbalance today and may be permitted to surface again here and there tomorrow. And what do we see when the picture is finished? That’s a new question to be raised. When the pendulum has stopped swinging and reached its balance point in the middle? A balance that combines everything within it? Is this why all my visitors see a swing into gloominess, joyfulness, vividness or sorrow depending on their subjectivity? She once said to me, “I am trying, very conservatively, to find my own style, my own language.” I find this is a very lively, interesting, for me, a beautiful language. Let’s wait and see what she’ll be saying in the years to come. P.S.: In the meantime I was able to afford a second one of her paintings...but both aren’t allowed to be in the same room. *Bernd Friedrich, a copywriter from Berlin, has known Stefanie Manhillen since around 1997, and has known her art for almost just as long. www.bernd-friedrich.com
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